Jubiläumsfieber
ein Beitrag von Mira Schielke
In diesem Jahr haben wir viele Ziele: Das Deutsche Chorfest in Leipzig im Mai, die Aufnahme unserer neuen CD und das Jubiläumskonzert im September. Das alles mit einem komplett neuen Programm. Neben Organisationstalent und einer Menge Arbeit erfordert dies vor allem intensive Proben. Bereits das gesamte Frühjahr arbeiten wir auf diese Ziele hin und starteten mit dem Probenwochenende im März.
Es fühlt sich mittlerweile fast wie heimkommen an: bereits zum vierten Mal fand unser Probenwochenende im Frühjahr in Görlitz statt. Und doch war bei der Ankunft am Freitagabend für Nostalgie nicht viel Zeit. Nachdem die zum Empfang servierte vertraute Grünkernbolognese verzehrt war, starteten wir direkt in die Proben. Das letzte Stück aus unserem neuen Programm hatte Premiere: zum ersten Mal ertönte „Wünsche“ komplett, mit Solo und in durchaus zufriedenstellendem Gesamtklang. Aber es ist Freitagabend. Da geht noch mehr.
Der Abend ging mit einer ausgiebigen Runde Flaschendrehen zu Ende. Schließlich ist das eine „Jugend“herberge. Da darf man sich auch mal wieder wie die Jugend benehmen…
Das eigentliche Highlight des Probenwochenendes erwartete uns ab Samstag. Daniel Barke, Diplomjazz- und Popularmusiker mit einem Schwerpunkt für Pop- und A Cappella-Musik, war zu Gast und coachte uns zu ganz neuen Klangergebnissen. Für uns die Kirsche auf der Sahnehaube: Zwei Arrangements unseres neuen Repertoires stammen aus seiner Feder. Natürlich hat jeder Komponist beim Notieren genaue Vorstellungen, wie sein Baby interpretiert werden soll. Daher war es eine ganz besondere Ehre, an den Songs gemeinsam mit ihm zu feilen.
Wir lernten, unseren Tönen Fülle und Glanz zu verleihen, das innere Rhythmuspendel der Stücke zu finden und zu tanzen als ob man gar nicht tanzt. So klanglich aufpoliert ging es in die Abendproben.
Stundenlanger Workshop und neue Stücke: So einfach hält niemand einen vollgepackten Probentag durch. Bereits obligatorisch im Programm ist daher der Dancebreak zum Samstagabend, um den Kopf frei zu kriegen und den Körper aufzulockern.
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Genauso fester Bestandteil: der bunte Abend, für den die Beiträge oft schon Wochen vorher von kleineren Ensembles oder einzelnen Sänger*innen einstudiert werden. Zwischen Herzschmerz-Gesangseinlagen von Jule, Ulli, Stefan und Markus entführten uns Maultrommel Andreas mit seiner Mandoline in einen irischen Pub und Buffzekatze Tim in die Welt des Mitmach-Barbershop. Emotionaler Höhepunkt war schließlich Nancys Beitrag zur aktuellen Weltlage, der uns nochmal eindringlich bewusst machte, wie glücklich und privilegiert wir in dieser Gemeinschaft sind.
Nach Yoga und dem zweiten Workshop-Teil am Sonntag hieß es auch schon wieder byebye, Görlitz. Doch nach dem Probenwochenende ist nur vor dem Probenwochenende…
Denn die letzten Wochen sind seitdem vollgepackt mit weiteren Terminen, um die Höhepunkte des Chorjahres vorzubereiten. Bereits jetzt nehmen wir in Michas improvisiertem Heimstudio unterstützende Tonspuren für die CD-Aufnahme Ende Juni auf, sodass wir an den Aufnahmetagen leichter Ton und Groove finden. Das klingt eigentlich schon ganz vielversprechend.
Aber die Steigerung von geil ist nun mal noch geiler.
Und dahin brachte uns letztes Wochenende Sascha Cohn, lizensierte Lehrerin der Complete Vocal Technique (CVT) und ehemalige Leiterin des Bonner Jazzchors. Um das mal kurz zusammenzufassen: krass, emotional, und krass emotional. Bei so viel Kompetenz, Elan und Feingefühl erschlossen sich komplett neue Gesangswelten, insgesamt für den Chorklang und am Sonntag in den Einzelsessions für die Solist*innen. Wer hätte gedacht, dass die eigenen stimmlichen Hürden am besten durch fliegende Jacken, Dracula-Algen und den Mut zum Scheißeklingen überwunden werden können?
Danke an die Coaches für ihren Input, danke an Micha für seine Visionen und danke an alle Chormitglieder dafür, dass ihr einfach Bock habt. Wir sind geplättet von dem, was wir in den letzten Wochen erreicht haben und freuen uns jetzt erstmal auf unsere nächsten Auftritte beim Deutschen Chorfest in Leipzig.