Ein fulminantes Wochenende zum Aufatmen
ein Beitrag von Dorothea Borchert und Jennifer K. Kopp
Lange wurde darüber gesprochen, lange darüber nachgedacht, Optionen abgewogen, die Lage analysiert, organisiert, nach den aktuellen Bestimmungen abgestimmt und dann war es plötzlich einfach da:
Unser Jazzchor-Probenwochenende!
Lange hatten wir es herbeigesehnt, uns gesorgt, uns gefreut und plötzlich saßen wir alle gemeinsam in einem Reisebus auf dem Weg nach Berlin! Niemand von uns hatte erwartet, dass es wirklich passiert.
Die Fahrtkosten zu diesem Projekt wurden durch den Sächsischen Musikrat gefördert und mitfinanziert durch Steuermittel auf der Grundlage des vom Sächsischen Landtag beschlossenen Haushaltes.
Ruhig ging es los, doch nach und nach ertönte aus allen Ecken immer lautere Gespräche, vereinzelt erstes Gelächter und leises Singen.
Dank unseres Busfahrers kamen wir gerade rechtzeitig in Berlin beim TOTAL CHORAL Festival in der Gustav-Adolf-Kirche an, wo bereits ein DIY Lunchpaket der besonderen Art auf uns wartete. Eine Kiste Brötchen, ein Eimer mit Butterstückchen und Margarine, ein Eimer Eier, Wurst, Käse und ein dutzend Messer. Fehlen durfte natürlich nicht der Tetrapak Wasser, ein Apfel und ein Müsliriegel, der entfernte Erinnerungen an Schullandheime weckte.
Die Jazzchor-Semmelschmierparade sorgte bei viel Gelächter und zum Glück sauber gebliebener Auftrittskleidung für eine heitere und ausgelassene Stimmung. Danach wurden die Make-Up-Skills ausgepackt und das altbekannte Treiben vor einem Auftritt erklang im Probenraum.
Nun ging das Konzert endlich los! Dem Indie Pop Chor aus Berlin gelang ein stimmungsvoller Auftakt des Konzerts mit Song-Highlights wie “There is a light that never goes out” von The Smiths und “Can’t Stop” von den Red Hot Chilli Peppers, bei denen die Freude des Chores zu spüren war, nach der langen Zeit wieder gemeinsam singen und auftreten zu dürfen.
Danach waren wir an der Reihe mit einem wirklich runden Auftritt! Unsere Energie und Freude an der Musik brachte nicht nur uns zum Grooven, sonders sorgte auch für reichlich Stimmung im Publikum! Beseelt gingen wir wieder von der Bühne, um uns direkt danach ins nächste Highlight, unser Probenwochenende zu stürzen.
Sachen gepackt, Sachen geschnappt und ab ging es zurück in den Bus weiter zum Seezeit-Resort am Werbellinsee. Mit Anreise nach null Uhr ging es für die meisten direkt ins Bett zum Krafttanken für die kommenden Probenstunden.
Erst am nächsten Morgen wurde uns die Pracht des naturnahen Ortes bewusst. Herbstliche Bäume säumten den Weg zu unserem Frühstück und die Pausen nutzen wir, um uns am See zu entspannen. Die “Disco” des Seezeit-Resorts wurde von uns kurzerhand in unseren Probenraum verwandelt. Bestuhlt, mit Noten, Klavier und Yogamatten versehen, waren wir bereit, die Zeit bestens zu nutzen. Für dauerhaft geölte Stimmen, sorgte die Einrichtung der „Tee-Bar” mit Tassenschlange am Wasserkocher.
Und schon startete die ersten Proben. Und hier wurde nicht nur das Singen geübt, sondern auch der Auf- und Abbau unserer Technik für kommende Konzerte. Denn es sind die kleinen Dinge, die helfen, den Ablauf vor Konzerten zu optimieren und unserer Technik und auch den Kabeln ein langes Leben zu bescheren. Sowas wie ein Kabelknoten sollte zukünftig nicht mehr zum Repertoire unseres Chores gehören ?
Zunächst mussten wir uns alle auf das Beisammensein einstimmen. Zu lange konnten wir nur selten an unserem Chorklang und dem Gemeinschaftsgefühl arbeiten, doch Schritt für Schritt näherten wir uns wieder an. Geübt wurde vor allem an den neuen Stücken für unser 10jährigen Jubiläum im kommenden Jahr. Endlich bekamen wir eine gemeinsame Idee, ein Gefühl für den Zusammenklang und dem dahintersteckenden Potenzial.
Viele Liter Tee später näherte sich der Tag schon wieder dem Ende und viele schwenkten auf Bier und Wein um. Wie es die Tradition verlangt, erwartete uns am Abend ein ganz besonderes Highlight: Viele der “Choris” hatten fantastische Showeinlagen vorbereitet, die am Abend präsentiert wurden und es wurde nicht nur gesungen!
Wie immer mit dabei und von allen geliebt: Die Roomies! Aber auch unser neuestes Mitglied Markus begeisterte uns mit seinem Solotalent und Mira und Bea bewiesen, Gesang und Becherrhythmus perfekt mit Charme zu koordinieren. Darüber hinaus versüßten uns viele weitere Gesangs- und Gedichteinlagen den Abend. Schließlich gab es gleich drei Geburtstage am Probenwochenende zu feiern, samt einem Geburtstagsständchen am See bei sternenklarem Nachthimmel! Seit langem fühlte sich alles wieder normal an. Die Freude und Zuneigung, die im ganzen Chor zu spüren war, endete mit spätnächtlichen Chorgesängen, gekrönt von einer perfekten und wahrlich glockenklaren Version von Hallelujah.
Einige tanzten bis zum Morgengrauen und andere entschieden sich sogar an diesem kalten Oktobertag zum eiskalten Nachtbaden im See!…
Es war eine “fulminante”Jazzchornacht!
Selbst am nächsten Morgen bereuten (die meisten) das lange Wachbleiben nicht und machten sich an einige Yoga-Übungen zum Aufwärmen, denn nicht nur die Stimme will trainiert sein.
Einige Töne tiefer als sonst, aber weiterhin gut gelaunt übten wir weiter und stimmten uns auf die Weihnachtszeit ein. Nebenbei wurde natürlich viel für die kommende Zeit organisiert.
Müde, aber glücklich genossen wir die letzten Sonnenstrahlen am See, bevor wir uns von diesem herrlichen Ort verabschieden mussten und wieder nach Dresden zurückfuhren.
Das fulminante Probenwochenende wird uns immer mit einem Lachen im Gedächtnis bleiben, denn es war wie ein “Aufatmen” in einer aktuell verrückten Zeit!